Marie Claire: Du bist unglaublich erfolgreich als Model, Musikerin, Influencerin, Podcasterin und Co-Gründerin einer Modemarke. Wie schaffst du es, deinen Alltag zu managen und jedem gerecht zu werden?
Ana Kohler: Manchmal frage ich mich das ehrlich auch (lacht). Es gibt kein Tag, an dem ich mich mal eine Sekunde hinlegen könnte und sage ,Okay, jetzt habe ich nichts zu tun.” Es ist immer etwas los und es gibt immer ein neues Projekt, einen Song, eine Podcast-Folge oder eine neue Kollektion zu planen. Ich würde es aber nicht machen, wenn ich meinen Job nicht von ganzem Herzen lieben würde. Ich hab ein richtig tolles Support-System um mich, wie zum Beispiel mein Management, mein Mann und meine Familie, die mir in stressigen Zeiten sehr unter die Arme greifen und meiner Kreativität Raum geben. Ohne mein tolles Team würde ich das gar nicht so auf die Reihe kriegen!
MC: Wenn du dich nur für eine der oben genannten Rollen entscheiden müsstest – welche wäre es und warum?
AK: Sehr schwere Frage, da ich wirklich alles liebe. Aber da mein Herz schon immer am meisten für Musik geschlagen hat, würde ich mich nur noch auf meine musikalische Karriere konzentrieren.
MC: Du bist in Portugal aufgewachsen und erst als kleines Mädchen in die Schweiz gezogen. Was glaubst du, sind die größten kulturellen Unterschiede zwischen den Ländern und worauf bist du als gebürtige Portugiesin besonders stolz?
AK: Ich bin sehr stolz, Portugiesin zu sein. Die Portugiesen haben einfach Sonne im Herzen und man begegnet sich immer mit soviel Respekt, Liebe und vor allem Offenheit. Ich denke, einer der größten kulturellen Unterschiede zwischen Portugal und anderen Ländern ist die Art, wie wir Gemeinschaft und Gastfreundschaft leben. In Portugal ist alles sehr familiär – sei es beim Essen, beim Feiern oder einfach im Alltag. Die Menschen nehmen sich Zeit füreinander. Spontane Einladungen sind ganz normal, und Essen spielt eine rieisge Rolle in unserer Kultur. Es war für mich ein großer Umschwung, in die Schweiz zu ziehen. Ich habe mich aber sehr schnell an dieses wunderschöne Land gewöhnt. Es gibt auch da einfach so viele schöne Ecken und die Landschaft ist wirklich unbeschreiblich schön.
MC: Du hast vier Geschwister und väterlicherseits noch fünf Halbgeschwister. Inwieweit hat dich das Leben in einer Großfamilie geprägt?
AK: Ich kenne es nicht anders. Wir waren schon immer eine große Familie und ich liebe es. Ich könnte mir ein Leben ohne meine Geschwister überhaupt nicht vorstellen. Es ist für mich auch sehr schwer, nicht direkt um die Ecke zu wohnen. Ich merke zum Beispiel, wenn ich alleine zuhause bin, dass mir die kleinen Schritte Fehler oder der Lärm aus der Küche, wenn sich jemand um Mitternacht raus schleicht. Ich kann so viel von meinen Geschwistern lernen und ich bin sehr dankbar, sie zu haben.
MC: Wann war dir klar, welchen Weg du beruflich einschlagen möchtest und wie hat dein Umfeld darauf reagiert?
AK: Meiner Familie war es schon immer klar, dass ich am Ende des Tages in der Kreativbranche landen werde. Mein großer Traum von je her ist es nun mal, Sängerin zu werden und meine eigenen Songs rauszubringen. Es war aber etwas schwerer, mit allen Meinungen und Reaktionen der anderen umzugehen, wie zum Beispiel in der Schule oder im Dorf selbst. Es hat sich sehr schnell rumgesprochen! Also habe ich mich zurückgezogen und mir antrainiert, NICHT auf andere zu hören. Letztendlich ist es mein Leben und nicht ihr Leben. Ich bin froh, dass ich das auch weiterhin durchgezogen habe.